Fünf Jahre Wandern auf „Europäisch“

Die Ardennen? Touristisch ein weißer Fleck auf der französischen Landkarte, und kaum jemand bei uns kennt „Les Boucles de la Meuse“ - die Schleifen der Maas. Dieses Ziel hatten die französischen Freunde aus St-Quentin-Fallavier ausgewählt für die fünfte Wanderung auf „Europäisch“. Neun Mitglieder des „Komitee für Europäische Verständigung Freigericht e.V.“ traten diesmal die Reise an in eine auch ihnen fremde Gegend im Nordosten Frankreichs - diesmal ein kleines Jubiläum:
Das erste Mal hatten sich vier Freigerichter und acht Franzosen aus der Partnerstadt Saint-Quentin-Fallavier und Umgebung im Spätsommer 2008 zu einer Bergtour im Jura verabredet. In 2009 fand man sich wieder zu anspruchsvollen Wanderungen in den Lechtaler Alpen, ein Jahr später in den Vogesen und 2011 im Schwarzwald. In diesem Jahr trafen sich die Hessen mit sieben französischen Wanderfreunden in den Ardennen.
Der erste Ausflug begann unmittelbar nach der Ankunft. Startpunkt war der Ort Monthermé, malerisch gelegen an der Maas und 20km nördlich von Charleville-Mézières. Während der dreistündigen Tour konnten man von den acht Aussichtspunkten aus einige der vielen Schleifen der Maas, die sich zwischen den waldreichen Höhenzügen der Ardennen windet, bewundern.
Am zweiten Tag folgte eine Tour von 14km und 392m Höhenunterschied, genannt „die Damen der Maas“. Steile Pfade führen hinauf zu den drei Felsen, nach einer Legende drei adlige Damen, die vor Jahrhunderten wegen ehelicher Untreue von Gott in Felsen verwandelt wurden. Die Strecke erfordert einiges an Kondition und Trittfestigkeit. Belohnt wird man mit wunderschönen und ungewöhnlichen Ausblicken. Der Rückweg führt die Wanderer entlang der Maas, vorbei an kleinen Orten mit schönen historischen
Gebäuden.
„Die Schleife der sieben Felsen“, so nennt sich die Strecke, welche sich die deutsch-französische Wandergruppe am dritten Tag vorgenommen hatte. Ein schmaler Weg führt in tiefe Eichenwälder, vorbei an Felsen mit leuchtend gelben Flecken – es sind Flechten, die vom Tal aus gesehen die riesigen Gesteinsformationen aufleuchten lassen.
Man durchquert Orte, die geprägt sind von ihrer metallurgischen Geschichte. In Château -Regnault ist nur ein Tor übriggeblieben von der großen Schrauben- und Nagelfabrik „Marie et Joseph“. Vorbei an den typischen schmalen Arbeiter-Reihenhäuschen aus Backstein vom Anfang des letzten Jahrhunderts geht es hinauf zum Einsiedlerfelsen „la Roche de l'Hermitage“. Am diesem Aussichtspunkt erhebt sich eine beeindruckende Statue aus Metall: der Kelte Dardennor. Weiter steil auf und ab geht’s nun, bis wieder eine noch mächtigere Skulptur vom gegenüberliegenden Felsen das Auge erfaßt: Auf dem Plateau der ehemaligen Burg ist das gigantische Bildhauerwerk
„Die vier Söhne Aymond“ mit ihrem legendären Pferd Bayard nicht zu übersehen. Über einige andere Aussichtspunkte erreicht man wieder das Ufer der Maas und den Ausgangspunkt in Monthermé.
Nach dieser, auch nicht einfachen Tour waren alle Teilnehmer glücklich, die komfortable Unterkunft am See der alten Schmieden zu genießen. Müde, aber auch ein bisschen stolz, die sportliche Herausforderung gemeistert zu haben, traf man sich nach dem Abendessen, um eine weitere Aufgabe zu bewältigen: ein Quiz mit europäischen Themen.
Die „Ode an Freude“, gemeinsam gesungen auf Deutsch von allen Teilnehmern, erschien allen als passender Schlußpunkt des Abends.
Traditionnell, nach einem Besuch der nicht nur architektonisch interessanten Stadt Charleville-Mezière wurde am Abreisetag gemeinsam zu Mittag gegessen. Wen wundert's: serviert wurden regionale Spezialtäten, diesmal mit lustigen Namen, wie beispielweise „La Cacasse au Cul Nu“ (Nacktarsch-Topf). Der Abschied fiel nicht schwer, denn man wird sich wiedersehn – spätestens zum Wandern in 2013 – vielleicht auf dem Rheinsteig?